CBAM: Die Zukunft der CO2-Bilanzierung und Datenerfassung
Ab dem dritten Quartal 2024 gelten neue Berichtspflichten für CBAM. Erfahren Sie, welche Arten von Emissionsdaten Ihr Unternehmen liefern muss, wie Sie diese Informationen von den Herstellern erhalten, wie Sie die Herausforderungen des Berichterstattungsprozesses meistern und wie Sie Ihr Unternehmen langfristig erfolgreich positionieren.
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Das europäische CO2-Grenzausgleichssytem (CBAM) stellt eine der wichtigsten Änderungen der Emissionsberichterstattung und der Nachhaltigkeitsregulierung der letzten Jahre dar. CBAM wurde entwickelt, um Carbon Leakage zu verhindern und sich an das EU-Emissionshandelssystem anzupassen. Es stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, insbesondere diejenigen, die mit kohlenstoffintensiven Produkten handeln. Während Unternehmen sich in der sich entwickelnden Landschaft der Emissionsberichterstattung zurechtfinden, ist es entscheidend, die neuesten Anforderungen, Hauptprobleme und verfügbaren Lösungen zur Sicherstellung der Compliance zu verstehen.
In diesem Beitrag teilen wir Erkenntnisse aus einem kürzlich abgehaltenen Webcast, der von Cozero in Zusammenarbeit mit CO2-IQ veranstaltet wurde. In dieser Session beleuchten CEO Helen Tacke und CBAM-Experte Dr. Ulf Narloch die verschärften CBAM-Berichtspflichten, die ab dem dritten Quartal 2024 in Kraft getreten sind. Sie gehen auf die Arten von Emissionsdaten ein, die Unternehmen bereitstellen müssen, wie sie diese Informationen von Herstellern erhalten können, Strategien zur Bewältigung von Herausforderungen im Berichtsprozess und wie Unternehmen langfristig erfolgreich agieren können.
Kurze Zusammenfassung zu CBAM und warum es wichtig ist
CBAM ist die neuste klimapolitische Antwort der EU auf die globale Klimaherausforderung. Es zielt darauf ab, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, indem sichergestellt wird, dass Importe in die EU dieselben Umweltstandards erfüllen wie inländische Produkte. Die Vorschriften verpflichten Unternehmen, ihre CO2-Emissionen genau zu melden und zu verhindern, dass billigere, kohlenstoffintensive Importe die Klimapolitik der EU untergraben. CBAM zielt in erster Linie auf sechs emissionsintensive Güter ab, wobei Eisen und Stahl an erster Stelle stehen.
Das Ziel ist zwar klar, aber der Weg zur Einhaltung der Vorschriften ist voller Komplexität. Unternehmen sind nun gezwungen, sich nicht mehr auf globale Standardemissionswerte zu verlassen, sondern stattdessen echte Daten aus den Produktionsstätten zu sammeln. Diese Umstellung ist zwar umständlich, aber nicht nur für die Erfüllung regulatorischer Anforderungen unerlässlich, sondern auch für die Aufrechterhaltung einer starken Nachhaltigkeitsposition in einer sich schnell verändernden Welt.
Was ändert sich in der CBAM-Berichterstattung ab dem 3. Quartal 2024?
Bis vor Kurzem konnten Unternehmen für ihre Emissionsberechnung globale Standardwerte verwenden, die von der EU bereitgestellt wurden. Nach den neuen CBAM-Vorschriften sind jedoch tatsächliche Emissionsdaten von Produktionsanlagen erforderlich. Dies bedeutet, dass Aktivitäten wie Kraftstoffverbrauch und Treibhausgaskonzentrationen direkt von Lieferanten und Herstellern erfasst werden müssen.
„Wir treten jetzt in eine neue Phase der CBAM-Berichterstattung ein. Ab diesem Quartal sind aktuelle Daten von Herstellern erforderlich.", betont Dr. Ulf Narloch.
Für viele Unternehmen hat dieser Wandel erhebliche Herausforderungen geschaffen. Das Sammeln genauer Daten über eine komplexe Lieferkette hinweg ist keine leichte Aufgabe und kann je nach Position des Unternehmens in der Produktionskette sehr anspruchsvoll sein. Unternehmen, die viele Vorprodukte in die Herstellung importierter Waren einbeziehen, müssen von jedem Hersteller Daten sammeln. Vielen Lieferanten fehlt es an der Infrastruktur oder den Ressourcen, um einen guten Detaillierungsgrad bereitzustellen, sodass Unternehmen mit unvollständigen oder nicht konformen Daten zu kämpfen haben.
Die Datenherausforderung und warum Lieferanten Schwierigkeiten haben
Eine der größten Hürden für Unternehmen besteht darin, zuverlässige Emissionsdaten von Lieferanten zu erhalten, insbesondere in Bezug auf indirekte Emissionen. Diese Emissionen erstrecken sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette und beziehen sich auf die Emissionen aus der Nutzung von Elektrizität, Wärme oder Dampf während der Produktion von in die EU importierten Gütern. Viele Lieferanten, insbesondere in mittelständischen Branchen, sind noch nicht in der Lage, die Anforderungen der CBAM-Berichterstattung zu erfüllen.
„Selbst wenn Daten von Lieferanten angefordert werden, können sie die Informationen oft einfach nicht bereitstellen.“ erklärt Helen Tacke.
Datenanfragen bleiben oft unbeantwortet oder werden mit unvollständigen oder qualitativ minderwertigen Informationen zurückgeschickt. Kleinere Lieferanten, die bereits mehrere Prioritäten unter einen Hut bringen, sehen sich möglicherweise mit dem zusätzlichen Aufwand einer detaillierten CO2-Berichterstattung überfordert. Dies führt zu Verzögerungen oder ungenauen Daten, was es für Unternehmen schwierig macht, die neuen Standards einzuhalten.
Überwindung von Datenlücken durch technologische Lösungen
Um diese Datenherausforderungen zu bewältigen, müssen Unternehmen traditionelle Methoden wie erweiterte Fragebögen hinter sich lassen. Stattdessen können CBAM-fähige Emissionstechnologien skalierbare, automatisierte Lösungen bieten, die die Datenerfassung und -integration vereinfachen.
Bei Cozero entwickeln wir ein optimiertes Lieferanten-Engagement-Modul, das Lieferanten dabei hilft, Emissionsdaten einfacher zu generieren. Basierend auf spezifischen Aktivitäten und Datenpunkten berechnet das System automatisch wichtige Details, die dann an das Unternehmen für dessen CO2-Bilanzierung weitergegeben werden. Diese Lösung reduziert nicht nur den Aufwand für die Lieferanten, sondern gewährleistet auch eine bessere Qualität und Konsistenz der Emissionsberichterstattung.
Die drei Säulen einer effektiven CBAM-Compliance
Für Unternehmen, die CBAM-konforme Daten erfolgreich in ihren Betrieb integrieren möchten, müssen drei wichtige Bereiche angegangen werden:
- Technologie: Die Verwaltung großer Datenmengen ist unerlässlich, um Emissionsdaten abzufragen, zu verfolgen und deren Qualität zu bewerten. Skalierbarkeit ist entscheidend, da das Volumen der erfassten Daten im Laufe der Zeit nur zunehmen wird.
- Dezentralisierung: Die CO2-Bilanzierung erfordert einen dezentralen Ansatz, insbesondere für multinationale Unternehmen. Geschäftsbereiche in verschiedenen Regionen müssen die Verantwortung für ihre Datenerfassung übernehmen und sicherstellen, dass die Lieferanten in die Lage versetzt werden, genaue Emissionszahlen bereitzustellen.
- Kommunikation: Eine klare Kommunikation mit den Lieferanten ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass sie verstehen, warum die Datenerfassung wichtig ist und welche Risiken und Vorteile bestehen. Schulungen, Lieferantenakademien und Engagementprogramme können dazu beitragen, dass sich Lieferanten besser gerüstet fühlen, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Für Helen Tacke steht fest: „Eine klare Kommunikation mit den Lieferanten ist entscheidend, um sicherzustellen, dass sie den Nutzen und die Risiken verstehen, die hinter den Datenanforderungen stehen".
Die Zukunft der CBAM-Compliance und warum Handeln jetzt entscheidend ist
Da CBAM in vollem Gange ist, müssen Unternehmen jetzt handeln, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen. Obwohl der Mechanismus erst 2026 vollständig kostenpflichtig sein wird, müssen Unternehmen heute damit beginnen, die Grundlagen zu schaffen. Viele Unternehmen werden von Aufsichtsbehörden unter die Lupe genommen, insbesondere größere Importeure, die genaue Emissionsdaten bereitstellen oder andernfalls mit Sanktionen rechnen müssen.
Früh anzufangen ist entscheidend. Zwar dürfen Unternehmen vorerst Standardwerte verwenden, jedoch muss unbedingt nachgewiesen werden, dass angemessene Anstrengungen unternommen wurden, um tatsächliche Emissionsdaten zu erhalten. Dieser Prozess ist zeitaufwändig. Unternehmen berichten, dass der Aufbau einer soliden Datengrundlage zwischen drei und neun Monaten dauern kann.
„Abwarten ist keine Option. Unternehmen müssen jetzt damit beginnen, ihre Emissionsdatenbasis aufzubauen, um für 2026 bereit zu sein, wenn die CBAM-Abgaben in Kraft treten.", betont Dr. Ulf Narloch.
Langfristiges Ziel sollte sein, die Datenerhebung kontinuierlich zu verbessern und Emissionskennzahlen in die umfassendere CO2-Bilanzierung zu integrieren. Auf diese Weise können Unternehmen nicht nur die CBAM-Vorschriften einhalten, sondern die Daten auch nutzen, um Bemühungen zur Dekarbonisierung voranzutreiben und Lieferanten bei der Verbesserung ihrer Umweltbelastung zu unterstützen.
Vorbereitung auf 2026
Bis 2026 wird CBAM vollständig durchsetzbar sein, und die Emissionsdaten werden die Kosten direkt beeinflussen, die Unternehmen tragen müssen. Standardwerte werden nicht mehr ausreichen; nationale Standardwerte könnten je nach Herkunftsland deutlich höher sein. Unternehmen, die sich nicht darauf vorbereiten, müssen nicht nur mit finanziellen Strafen rechnen, sondern könnten auch in Bezug auf ihre Nachhaltigkeitsleistung hinter die Konkurrenz zurückfallen.
Die Botschaft ist klar: Warten ist keine Option. Unternehmen müssen sich jetzt darauf konzentrieren, eine zuverlässige Grundlage für Emissionsdaten aufzubauen, um Risiken zu minimieren, finanzielle Strafen zu vermeiden und sich an die sich ändernden regulatorischen Anforderungen anzupassen.
Abschließende Gedanken: Synergien für die Zukunft aufbauen
CBAM ist ein wichtiger Schritt vorwärts in den globalen Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Für Unternehmen bietet diese Änderung der regulatorischen Anforderungen die Möglichkeit, die Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern auch eine Vorreiterrolle einzunehmen. Durch die Integration CBAM-konformer Daten in die umfassendere CO2-Bilanzierung können Unternehmen ihre Dekarbonisierungsstrategien besser unterstützen und stärkere, nachhaltigere Lieferketten aufbauen.
Letztlich geht es darum, Synergien aufzubauen: zwischen Lieferanten, Technologie und Kommunikation. Mit den richtigen Tools können Unternehmen die Emissionsberichterstattung von einer regulatorischen Belastung zu einem Faktor mit langfristigem Nutzen machen.
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