Datengranularität und Lieferantenengagement: Insights von Hapag-Lloyds Manager of Supplier Sustainability

Datengranularität und Lieferantenengagement: Insights von Hapag-Lloyds Manager of Supplier Sustainability

In einer aktuellen Folge des DVZ Zero-Podcasts spricht Tim Peters, Manager of Supplier Sustainability bei Hapag-Lloyd, zusammen mit unserer CEO und Mitgründerin Helen Tacke über nachhaltige Lieferkettenpraktiken. Sie diskutieren, wie Hapag-Lloyd und Cozero Primärdaten von Lieferanten und Emissionstransparenz angehen.

Valeria Acer
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Valeria Acer
November 11, 2024
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Wir haben uns kürzlich mit Frederic Witt, Moderator des DVZ Zero-Podcasts, in Hamburg getroffen, um mit unserem Kunden Hapag-Lloyd über nachhaltige Lieferkettenpraktiken zu sprechen. Tim Peters, Manager Supplier Sustainability, diskutiert zusammen mit unserer CEO und Mitgründerin Helen Tacke, wie Hapag-Lloyd und Cozero Primärdaten von Lieferanten und Emissionstransparenz angehen.

Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Erkenntnisse aus ihrem Gespräch sowie einige Hintergrundinformationen zur ehrgeizigen Nachhaltigkeitsstrategie von Hapag-Lloyd vor.

Hören Sie sich die vollständige Podcast-Folge an, um einen tiefen Einblick in diese Themen zu erhalten.

Podcast-Moderator Frederic Witt mit Helen Tacke, CEO und Mitgründerin von Cozero

Lernen Sie die Gäste kennen

Tim Peters ist seit Januar 2023 Manager Supplier Sustainability bei Hapag-Lloyd. Bevor er zu Hapag-Lloyd kam, arbeitete Tim in der Chemieindustrie, wo er die Nachhaltigkeitsbemühungen leitete, einschließlich der CO2-Berichterstattung und der Reduzierung der Logistikemissionen. Seine Erfahrung in den Bereichen Chemikaliendistribution und Lieferkettenmanagement half ihm beim Übergang in seine derzeitige Position, in der er heute bei Hapag-Lloyd für Beschaffung und Lieferantennachhaltigkeit zuständig ist. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit besteht darin, Transparenz in Bezug auf verkehrsbedingte Emissionen zu schaffen und Wege zur Dekarbonisierung der Lieferkette finden.

Helen Tacke ist eine deutsche Unternehmerin und Mitgründerin von Cozero. Zuvor war sie in der Risikokapitalbranche tätig und ist heute die Visionärin hinter Cozero und leitet die Transformation zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen durch datenzentrierte Ansätze und innovative Lösungen.

Helen Tacke und Tim Peters bei der Podcast-Aufnahme im September 2024

Die Nachhaltigkeitsstrategie von Hapag-Lloyd

Tim unterteilt die Nachhaltigkeitsbemühungen von Hapag-Lloyd in zwei Hauptbereiche: Berichterstattung und Dekarbonisierung. Die Berichterstattung umfasst jährliche Nachhaltigkeitsberichte und Einhaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen wie CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) oder CDP (Carbon Disclosure Project), während sich der Aspekt der Dekarbonisierung auf die Reduzierung der Emissionen der großen Schiffsflotte des Unternehmens konzentriert. Tim erwähnt, dass Hapag-Lloyd rund 16.000 Mitarbeitende beschäftigt und mehr als 280 Schiffe betreibt. Das bedeutet, dass sich die Nachhaltigkeitsbemühungen auf verschiedene Teams und Funktionen erstrecken.

Hapag-Lloyds Nachhaltigkeitsstrategie ist ein wichtiger Bestandteil der langfristigen Unternehmensziele und konzentriert sich auf Dekarbonisierung und Umweltverantwortung. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, bis 2045  einen Netto-Null-Flottenbetrieb zu erreichen, wobei ein wichtiger Meilenstein darin besteht, die Emissionen bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren, verglichen mit dem Niveau von 2022. Dies wird durch verschiedene Maßnahmen wie die Modernisierung der Flotte, die Einführung sauberer Antriebstechnologien und den verstärkten Einsatz alternativer Kraftstoffe wie verflüssigtes Erdgas (LNG) und Biokraftstoffe erreicht.

Im Jahr 2023 reduzierte Hapag-Lloyd Treibhausgasemissionen seiner Flotte um 0,8 Millionen Tonnen durch den Einsatz dieser Brennstoffe. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in zukunftssichere Antriebssysteme, darunter LNG-fähige Dual-Fuel-Schiffe. Zu der Strategie gehören auch die Förderung der biologischen Vielfalt, die Verbesserung der Verkehrssicherheit und die Reduzierung von Luftschadstoffen, was sich an globalen Nachhaltigkeitszielen wie dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens orientiert.

Erfassung der Scope-3-Emissionen

Helen und Tim sprechen über die Komplexität der Scope-3-Emissionen, die die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette umfassen — von den Lieferanten bis hin zu den Kunden. Sie heben speziell  Scope 3.4 hervor, da diese Kategorie sich mit Logistikdienstleistungen befasst, die von Hapag-Lloyd gekauft werden.

Eine zentrale Herausforderung bei diesen Bemühungen ist die Abhängigkeit von Sekundärdaten für Emissionen, die in der Regel auf Branchendurchschnitten basieren. Hapag-Lloyd beabsichtigt, zu Primärdaten, d. h. lieferantenspezifischen Daten, überzugehen, um ein genaueres Verständnis der Umweltauswirkungen seiner Lieferkette zu erhalten. Dieser Übergang ist entscheidend für die Förderung nachhaltiger Logistiklösungen.

Tim betont, wie wichtig es ist, mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, insbesondere mit kleineren, die nicht über die Tools oder das Wissen verfügen, um CO2-Emissionen unabhängig zu dekarbonisieren. Hapag-Lloyd plant, das Lieferantenmanagement-Modul von Cozero zu nutzen, um Lieferanten direkt einzubinden und sie zu ermutigen, umweltfreundlichere Praktiken anzuwenden. Diese Zusammenarbeit hilft beiden Parteien, umsetzbare Schritte zur Emissionsreduzierung zu unternehmen.

„Unser Ziel, und die Zusammenarbeit mit Cozero war dafür von entscheidender Bedeutung, ist es, Sekundärdaten so schnell wie möglich durch Primärdaten zu ersetzen“, sagt Tim. Er betont, dass dies dazu beitragen wird, zuverlässige Daten zu erhalten, die es dem Unternehmen ermöglichen, der Realität näher zu kommen und in Zukunft Lieferanten entsprechend auszuwählen.

Helen erklärte, wie Cozero Unternehmen dabei hilft, Emissionen über eine Softwareplattform zu verfolgen, zu berichten und in überschaubare Datenpunkte aufzuschlüsseln. Die Plattform bietet detaillierte Emissionskennzahlen für einzelne Lieferanten, Produkte und Dienstleistungen und liefert Einblicke, die Unternehmen dabei helfen, bessere Entscheidungen darüber zu treffen, wo sie dekarbonisieren sollten.

Die Klimamanagement-Plattform von Cozero:

  1. Cozero-Log: Dieses Modul konzentriert sich auf die CO2-Bilanzierung und ermöglicht es Unternehmen, die Emissionen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu überwachen.
  2. Cozero-Act: Dieses Modul zielt auf Strategien zur Dekarbonisierung ab und hilft Unternehmen dabei, Hotspots zu identifizieren und von Sekundärdaten zu Primärdaten überzugehen, um genauere Entscheidungen zu treffen.
  3. Cozero Share: Dies unterstützt die Berichtserfordernisse, einschließlich Nachhaltigkeitsberichten, CDP-Berichten und anderer Stakeholder-Berichte.

Regionale Unterschiede in Bezug auf Nachhaltigkeit und Zukunftstrends

Tim und Helen besprechen die unterschiedlichen Entwicklungsniveaus der Nachhaltigkeit in den einzelnen Regionen. Während Europa mit Innovationen wie Biokraftstoffen, Elektro-Lkws und wasserstoffbetriebenen Binnenschiffen erhebliche Fortschritte macht, hinken Regionen wie Südamerika und Teile Asiens hinterher. Hapag-Lloyd konzentriert seine Nachhaltigkeitsbemühungen auf Bereiche, in denen bereits Lösungen existieren, setzt aber auch Pilotprojekte in weniger entwickelten Regionen um, um dort Wachstum und Dekarbonisierung zu fördern.

Das Gespräch verlagert sich auf die zukünftige Rolle von Klima-Performance-Daten bei Beschaffungsentscheidungen. Beide Gäste sind sich einig, dass Transparenz und Emissionsreduzierung  immer wichtiger werden in den kommenden Jahren. Tim  geht davon aus, dass Unternehmen ihre Beschaffungsentscheidungen bald auf die Klimadaten der Lieferanten stützen werden, obwohl er einräumt, dass dieser Wandel weltweit einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

„Wir beobachten auch ein wachsendes Interesse unserer Kunden an Datentransparenz“, sagt Tim.

Helen weist auf die wachsende Nachfrage der Kunden nach Transparenz und umweltfreundlicheren Lösungen hin. Viele sind nun bereit, einen Premiumpreis für umweltfreundliche Optionen zu zahlen. Sie prognostiziert einen Trend zu häufigeren Emissionsberichten, wobei möglicherweise von jährlichen oder vierteljährlichen Aktualisierungen auf monatliche Aktualisierungen umgestellt wird, sodass Unternehmen schneller mit effektiveren Nachhaltigkeitsmaßnahmen reagieren können.

Zusammenfassung

Tim schließt die Episode ab, indem er die Bedeutung von Zusammenarbeit betont, sowohl abteilungsübergreifend als auch mit externen Partnern. Helen stellt die Idee der Emissionsintensität vor. Dabei geht es darum, die Emissionen im Verhältnis zu Geschäftskennzahlen wie Umsatz oder Geografie zu verstehen. Dieser kontextuelle Ansatz, so argumentiert sie, könne Unternehmen dabei helfen, intelligentere und gezieltere Entscheidungen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks zu treffen.

Die Episode endet mit einer optimistischen Note, da beide Gäste von den bevorstehenden Fortschritten im Bereich Nachhaltigkeit überzeugt sind.